Basel, CH – Oktober 2014
Micarna: Zerlegung neu gedacht
Die Micarna SA mit Hauptsitz in Courtepin ist ein Unternehmen des Schweizer Einzelhandelskonzerns Migros. Mit über 2’300 Mitarbeitenden an 8 Standorten in der Schweiz und einem Umsatz von über 1.2 Milliarden Franken (2012) gehört Micarna zu den führenden Unternehmen im Schweizer Fleischmarkt. Beliefert werden die Muttergesellschaft Migros als die grösste Schweizer Detailhandelskette, die eigene Gastro-Metzgerei Mérat, sowie Drittkunden. Um die damit verbundenen Prozesse zu steuern, ist seit vielen Jahren SAP-Software in Kombination mit Meat Management by Softproviding im Einsatz.
Die Ausgangslage
Die Zerlegung am Standort Bazenheid (Kanton St. Gallen) war in die Jahre gekommen und entsprach nicht mehr den Anforderungen. Da eine Renovation unverhältnismässig hohe Investitionskosten zur Folge gehabt hätte, fasste man den Beschluss, eine neue Anlage mit einer erhöhten Kapazität von 200 Schweinen pro Stunde zu errichten. Heute verfügt Micarna in Bazenheid über eine der modernsten Zerlegeanlagen Europas.
Die Zielsetzung
Die neue Anlage sollte nicht nur einen hohen Automatisierungsgrad aufweisen und höchsten Erwartungen in Sachen Hygiene genügen, sondern auch optimierte Warenflüsse gewährleisten. Dabei galt es, gleichzeitig höchste Anforderungen bezüglich Ergonomie, Hygiene und auch Ökonomie in Einklang zu bringen.
Alle relevanten Daten des Produktionsprozesses sollten sofort im zentralen SAP-System zur Verfügung stehen, wie auch die komplette Fertigungssteuerung und Produktionsplanung aus dem ERP-System zu erfolgen hatte. Eine Reduktion des Erfassungsaufwands auf ein Minimum bei gleichzeitiger Gewährleistung der lückenlosen Rückverfolgbarkeit der Tagescharge bis zum Geburtsbetrieb und die Produktion für unterschiedliche Labels (z.B. Aus der Region. Für die Region.) stellten weitere Ziele von Micarna dar.
Die Lösung: SAP ERP & Meat Management by Softproviding
Planung
Nach erfolgter Planung (bzw. nach Änderung derselben) werden mithilfe eines Softproviding-Planungscockpits die Trennprozessaufträge mit den entsprechenden Planzahlen angelegt.
Auslagerung der Hälften
Der Zerlegeprozess in Bazenheid startet mit der Auslagerung der Hälften bzw. Grobteile aus dem Lager. Durch ein Meat-Management-Auslagerungscockpit und die darin generierten Auslagerungsaufträge wird eine optimierte Reihenfolge in der Zerlegung (bspw. Bio-Tiere zuerst) gewährleistet. Die Hälften kommen in der Reihenfolge an, wie sie in der Grobzerlegung benötigt werden. Das Stranglagersystem wurde mittels Schnittstelle an SAP angebunden und erhält die Informationen zur Auslagerung sofort nach Freigabe des Auslagerungsauftrages. Sobald die Haken mit den Hälften am DGA (Device Gateway Applet) ankommen, werden die Ist-Gewichte des Zerlegeeingangs automatisiert auf die Trennprozessaufträge gebucht. DGA-Applikationen erlauben es, die Betriebsdatenerfassung für die Zerlegung über einen Touchscreen vorzunehmen. An den DGAs, die bei Micarna im Einsatz sind, wurde der Erfassungsaufwand auf ein Minimum reduziert, um die Durchlaufzeit entsprechend kurz zu halten und Fehlerquellen zu minimieren.
Grob- und Feinzerlegung
Nach der unbemannten Ablage der Schweinehälften werden diese in der Grobzerlegung entsprechend zertrennt. Die Grobzerlegung der Schweinehälften erfolgt auf dem Grobzerlegeband. Von diesem aus werden die Grobteile anschließend auf die entsprechenden Feinzerlegebänder verteilt und dort zerlegt. Nach der Feinzerlegung gehen die Teile entweder zum Ausgang der liegenden oder zum Ausgang der hängenden Zerlegung. Alle Trennprozessaufträge (falls erforderlich kann für jedes Band ein eigener Auftrag angelegt werden) werden mit den IST-Mengen ein- und ausgangserfasst. Für jeden Bereich ist somit eine detaillierte Ausbeute- und Kostenkontrolle möglich. Am Terminal der Ausgangserfassung müssen die Anwender bei hängender Ware das Tara-Gewicht und den Artikel bestätigen, bei liegender Ware in der Regel nur mehr das Tara-Gewicht bestätigen, die entsprechende Materialnummer wird automatisch vorgeblendet.
Nach der Zerlegung werden die Kisten in ein Hochregallager und die hängende Ware in ein Stranglager befördert und stehen dort für weitere Prozesse zur Verfügung. Die Einlagerung erfolgt über die (Softproviding-) Lagerguppenfindung. Falls für die Kisten bereits ein Auslagerungsauftrag existiert, erfolgt keine Einlagerung, die Waren werden direkt dorthin gebracht, wo sie benötigt werden.
In der Zerlegerei existiert zudem ein Zukaufband, auf dem zugekaufte Waren zerlegt werden. Waren für dieses Band werden über das Auslagerungscockpit entweder aus dem Stranglager oder aus dem Hochregallager angefordert. Auf diesem Band können zwei verschiedene Trennprozessaufträge gleichzeitig bearbeitet werden (linke Seite / rechte Seite).
Die gesamte Zerlegerei arbeitet mit RFID-Kisten. Die Kistennummer wird bei allen Erfassungsvorgängen zusammen mit den anderen für diesen Prozessvorgang relevanten Daten (wie z.B. Trennprozessauftragsnummer, Materialnummer, Charge) in den PDA-Vorgängen (Process Data Acquisition) abgespeichert. Es ist somit jederzeit bekannt, wo sich welche Kiste befindet und welche Waren sich in der Kiste befinden.
Rückverfolgbarkeit 2.0
Die SAP-ERP-Rückverfolgbarkeit wird mittels Meat Management by Softproviding durch die sogenannte „Wechselsteuerung“ ergänzt. Mit der Vergabe von Wechselgründen (oder Wechselmerkmalen) kann individuell gesteuert werden, ob und wann Wertänderungen bei den zugewiesenen Merkmalen der verschiedenen Waren zu einem Wechsel führen. Aufgrund der dadurch ermöglichten Flexibilität konnte die Wechselsteuerung einfach an die Anforderungen von Micarna (Aus der Region, Label, Land, Haltungsart etc.) angepasst werden. Je nach Art des Wechsels wird dieser in der Produktion durch einen Abstand und unterschiedliche optische Kennzeichnungen (beispielsweise durch ein Ampelsystem) mitgeteilt.
Die Schwierigkeiten
Die Hauptschwierigkeiten in Verbindung mit dem System und der neuen Anlage zeigten sich hauptsächlich in der Akzeptanz des Primats der Maschine. Dazu kam ein strikter Arbeitsablauf (alle 10 Sekunden kommt ein Teilstück, das bearbeitet werden muss). Da die anfängliche Skepsis jedoch relativ rasch verflogen war und es systemseitig keine nennenswerten Schwierigkeiten gab, konnte die neue Zerlegung in Bazenheid bereits nach etwa 2 Monaten unter Volllast arbeiten.
Der Kundennutzen
- Reduzierung der Fehlerhäufigkeit
- Steigerung der Produktivität auf 200 Tiere pro Stunde (alt 130)
- Zeiteinsparung und damit verbundene Kostenreduzierungen
- Volle Transparenz über die gesamte Prozesskette
- Lückenlose Rückverfolgbarkeit auf Knopfdruck
- Gebündelte Branchenkompetenz gepaart mit tiefgreifenden ERP-Know-how seitens Softproviding
Die Hauptschwierigkeiten in Verbindung mit dem System und der neuen Anlage zeigten sich hauptsächlich in der Akzeptanz des Primats der Maschine. Dazu kam ein strikter Arbeitsablauf (alle 10 Sekunden kommt ein Teilstück, das bearbeitet werden muss). Da die anfängliche Skepsis jedoch relativ rasch verflogen war und es systemseitig keine nennenswerten Schwierigkeiten gab, konnte die neue Zerlegung in Bazenheid bereits nach etwa 2 Monaten unter Volllast arbeiten.